© by Hilmar Alquiros, The Philippines Impressum Datenschutzerklärung
Nights and Days 道 Nächte and Tage
Write! Schreib!
When I was 15, I told my classmates in the chest tone of conviction (since already after the voice break!), that I would later write various nonfiction. To work on a fascinating subject area, to deepen it, and finally to communicate it elegantly to others, seemed to me to be much more attractive than adding a few more to the millions of novels. And so it was - a number of non-fiction books were published, but not a single novel sprang from my imagination. |
Als ich 15 war, teilte ich meinen Klassenkameraden im Brustton der Überzeugung (da bereits nach dem Stimmbruch!) mit, dass ich später diverse Sachbücher schreiben würde. Ein faszinierendes Sachgebiet zu erarbeiten, zu vertiefen, schließlich auf elegante Weise anderen nahezubringen, schien mir wesentlich reizvoller als etwa den Abermillionen Romanen noch einige hinzuzufügen. Und so kam es auch - etliche Sachbücher wurden veröffentlicht, aber kein einziger Roman entsprang meiner Fantasie. |
However, I had started to write poetry when I was a child: life seemed permeated with poetry to me, condensed thoughts to look more unveiled into the mirror of reality. |
Gedichte hatte ich allerdings schon als Kind zu schreiben begonnen: das Leben schien mir von Poesie durchdrungen, verdichtete Gedanken unverschleierter in den Spiegel der Wirklichkeit zu blicken. |
As a prosaic compromise, as it were, I allowed only a few short and shortest stories to flow from my pen: to illuminate a single situation only, with the intensity of condensation and the ease of being without meter or even rhyme! |
Gleichsam als prosaischen Kompromiss erlaubte ich nur einigen Kurzgeschichten und Kürzestgeschichten, aus meiner Feder zu fließen: eine einzige Situation nur zu beleuchten, mit der Eindringlichkeit der Verdichtung und der Leichtigkeit des Seins ohne Versmaß oder gar Reim! |
From the supplement "Short Stories" I take as an example here the figure of Jenny. Already in the process of writing she had taken on an almost sculptural form in me. |
Aus dem Anhang "Short Stories" geife ich hier die Figur der Jenny heraus. Schon im Vorgang des Schreibens hatte sie in mir eine geradezu plastische Gestalt angenommen. |
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© Hilmar Alquiros
Writing Schreiben
Prologue |
Prolog |
In 1968 (!) - university, psychological library, with fellow students: |
Im Jahre 1968 (!) - Universität, Psychologische Bibliothek, mit Kommilitonen: |
"What you want to do, later ...?!" |
„Willst'n machen, später ...?!“ |
"Writing books." - (A roar of laughter). |
„Bücher schreiben.“ - (Schallendes Gelächter). |
"And what about so ...?!" |
„Und worüber so ...?!“ |
"Mainly about scholarly fields ... with honest competence." (Raging laughter.) |
„Hauptsächlich über Sachgebiete ... mit ehrlicher Kompetenz.“ (Tobendes Gelächter). |
Logos |
Logos |
25 years later, after a few stopovers ... Qualifications, illnesses, chain rattling; study room, alone: |
25 Jahre später, nach einigen Zwischenstationen ... Kompetenzen, Krankheiten, Kettenrasseln; Studierzimmer, allein: |
WRITING – making the unwritten right of Dasein into …written, certified law! |
Schreiben - das ungeschriebene Recht des Da-Seins zum … geschriebenen, verbrieften Recht machen! |
Schreiben auch als Selbstverschreibung: mich gesund schreiben, statt mich krank schreiben zu lassen, die Schreiblust zum Sprachrohr machen. |
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Would I perhaps even like to take it as declaring faith in myself? To make a declaration of faith in what took such great effort to acknowledge, as a written reminder addressed to oneself? A short, but tell-tale side glance at English: to shrive (etymologically related to German ‘schreiben’) to this day means "to hear confession"! Does a mysterious something in me want to double count the oh so mute guilt? Writing as inner dialogue: consultation with my reality to be expropriated. But in the end I am looking for more than mere expression, rather the addressing and advocacy involved in the encounter with the reader. Language as writing away inner speech, in order to escape speechlessness: from the solitude of the inner language island, I will try to build a bridge to the mainland of the linguistic space, giving myself the writing time required to accomplish this. |
Möchte ich es vielleicht sogar als ein Mich-Bekennen auffassen? Bekenntnis ablegen vom so mühevoll Erkannten als Mahnschreiben an die eigene Adresse? Ein kurzer, aber verräterischer Seitenblick ins Englische: to shrive bedeutet bis heute noch „die Beichte abnehmen“! Will ein geheimnisvolles Etwas in mir die ach so stumme Schuld mit doppelter Kreide schreiben? Schreiben als innere Zwiesprache: Rücksprache mit meiner zu enteignenden Wirklichkeit, letztendlich aber suche ich mehr als bloßen Ausdruck, vielmehr die An- und Fürsprache in der Begegnung mit dem Leser. Sprache als inneres Sprechen ent-schreiben, um der Sprachlosigkeit zu entgehen: Von der Einsamkeit der inneren Sprachinsel werde ich versuchen, eine Brücke zu schlagen zum Festland des Sprach-Raumes, mir dabei die gebührende Schreib-Zeit schenken. |
I have to LEARN to be my own writing-power, to find my own nouns and to become my own personal, meaningful pronoun: to reflect indomitable insights in the grammar of the mind. |
Lernen muss ich, die eigene Schreib-Kraft zu sein, zu eigenen Hauptworten zu finden und mein eigenes urpersönliches, sinnfragendes Fürwort zu werden. Unbeugsame Einsichten reflektieren in der Grammatik des Geistes. |
The phonetics of the soul as the phonetics of the quiet sensations ... the inner voice, Meister Eckhart's little spark of the soul, wants to divulge my distinctive perception. |
Die Phonetik der Seele als Lautlehre von den leisen Empfindungen ... die innere Stimme, Meister Eckharts Seelenfünklein, möchte meine unverwechselbaren Wahr-Nehmungen ausplaudern. |
Will the step from mere writing to describing succeed, can I develop from a scribbler into a writer? Am I able to free myself from my linguistic inactivity, toward the announcement of incomparable linguistic forms. In short: Am I able to transform the typical traits of my self into logo-types ...? |
Wird der Schritt von der bloßen Schreiberei zur Be-Schreibung gelingen, kann ich vom Schreiberling zum Schriftsteller gedeihen? Vermag ich mich vom „Sprachfehler der Untätigkeit“ zu befreien, hin zur Verlautbarung unvergleichlicher Sprachgetüme, kurzum: meine Wesenszüge in Schriftzüge zu verwandeln ...? |
What is still written in the stars - it flashes before my inner eye, so to speak, as a future "etymology" of unfolding. Still more: as a model of my responsibility. What is also at issue is learning “finely” to write that which is felt between the lines – for as the saying goes: once written is as good as ten times read... |
Was noch in den Sternen geschrieben steht - es blinkt mir gleichsam als künftige „Etymologie“ der Entfaltung vor dem inneren Auge, mehr noch: als Vor-Bild meiner Verantwortung. Das zwischen den Zeilen Empfundene „erlesen“ schreiben lernen, auch darum geht es - denn wie sagt das Sprichwort: Einmal geschrieben ist so gut wie zehnmal gelesen ... |
The sense in all efforts at approaching the mystery can only lie in the constant attempt to demythologize it - in order to make it arable. Creating new fields without allowing the previous field to atrophy; maturing while writing toward an ultimate understanding: maturity is insight into the necessity of insight! I want to place written signs in a world in which understanding is still written small: signs against hunger, for peace, against war, for love. |
Der Sinn in allem Bestreben, sich dem Geheimnis zu nähern, kann nur im fortwährenden Versuch liegen, es zu entmythologisieren, um es urbar zu machen. Neue Äcker anlegen, ohne das bisherige Feld verkümmern zu lassen; schreibend heranreifen an das end-gültige Verständnis: Reife ist Einsicht in die Notwendigkeit der Einsicht! Schrift-Zeichen will ich setzen in einer Welt, in der Verständigung noch immer kleingeschrieben wird - gegen den Hunger, für den Frieden, gegen den Krieg, für die Liebe. |
Do you have to keep quiet about what you cannot talk about? What you can no longer keep silent about, you have to write about ... Talking is silver, silence is golden, writing is platinum! To take the way of writing, limited only by one's own conscience - gentle, but insistent, with a catchy sound, but hard-as-nails in the positions its takes. The Zen koan of writing is: to keep quiet without keeping quiet. |
Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen?! Worüber man nicht mehr schweigen kann, darüber muss man schreiben ... Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, Schreiben ist Platin. Den Weg des Schreibens gehen, nur vom eigenen Gewissen begrenzt - sanft, aber aufdringlich, eingängig im Ton, knallhart in den Stellungnahmen. Das Zen-Koan des Schreibens lautet: schweigen, ohne zu schweigen. |
LANGUAGE IS THE HOUSE OF BEING (Heidegger), ... and writing, if it will only succeed, may be the handrail of the stairs that lead us perhaps to the inner roof terrace: with a clear view of the Hanging Gardens of Timelessness ... |
Die Sprache ist das Haus des Seins (Heidegger), ... und das Schreiben mag, so es nur glücken wird, das Stiegengeländer sein, welches uns vielleicht zur Dachterrasse geleiten wird, mit freiem Blick auf die Hängenden Gärten der Zeitlosigkeit ... |
Epilog |
Epilog |
A few years later, IN LIMBO, with the fellow 68ers: |
Noch ein paar Jährchen später, Vorhölle, mit den 68er-Kommilitonen: |
"What did you do before ...?!" - |
„Hast'n so gemacht, früher ...?!“ - |
"… wrote books " - (resounding laughter). |
„Bücher geschrieben.“ - (Schallendes Gelächter). |
"And what about ...?!" - |
„Und worüber so ...?!“ - |
"Mainly about scholarly fields ... with honest competence." (Infernal laughter.) |
„Hauptsächlich über Sachgebiete ... mit ehrlicher Kompetenz.“ (Infernalisches Gelächter). |
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© Hilmar Alquiros